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In meinem letzten Newsletter hatte ich gefragt, was der letzte Post hier auf Instagram bei meinen depressiven Leser*innen auslöst. Wenn du ihn noch nicht angeschaut hast, rate ich dir, das jetzt erst einmal zu tun.
Die Antworten waren durchmischt. Besonders ins Auge gefallen sind mir die Antworten, bei denen Wut als Reaktion auftauchte. Zum Teil als direkte Aussage „Es macht mich wütend“, zum Teil kompensatorisch in Abwertungen meiner Person versteckt.
Kleiner Tipp zum Mitschreiben: Wenn du Fakten nicht entkräften kannst oder willst, dann greif die Person an. Stelle den „Überbringer der Botschaft“ als inkompetent oder lächerlich hin, damit du dich mit seiner Botschaft nicht mehr beschäftigen musst (entweder weil sie dich zu sehr triggert oder weil du die Illusion deines Rechts aufrecht erhalten willst, obwohl du merkst, dass deine Gegenargumente am Ende sind… gut in öffentlichen Diskussionen der heutigen Zeit zu beobachten).
Aber diese Wut ist sehr interessant. Ich möchte kurz zusammenfassen, was da Wut in uns auslöst:
Die Aussage „Ja, du machst auch Fehler.“
Tatsächlich ist es jedoch nicht diese Aussage, welche die Wut auslöst, sondern unsere (oft unbewusste) BEWERTUNG dieser Aussage.
Wenn du tief in dir drin glaubst, dass du „wertlos“ wärst, wenn du auch Fehler machst oder oft die Erfahrung gemacht hast, dass du für Fehler verlassen oder bloßgestellt wirst, dann muss die Information in dir Wut auslösen – zumindest ist das dann eine gesunde Reaktion.
Ja, wir machen Fehler – und ja, andere machen auch Fehler.
Ja, wir übergehen manchmal die Grenzen von anderen – und ja, andere haben unsere Grenzen oft übergangen.
Ja, wir haben oft Schwierigkeiten, unsere Grenzen zu halten – und ja, bei unseren Mitmenschen ist das nicht anders.
Beides kann gleichzeitig existieren.
Völlig egal, welche Krankheit oder Vergangenheit du hast – du bist nicht „anders“ als andere.
Jeder ist einzigartig.
Aber die Komponenten, aus denen wir gebaut sind, sind bei allen dieselben.