Eine kleine Ausrede hier, ein kleines „Ach, ist ja eigentlich nicht so wichtig“ da.
Gesellschaftlich akzeptabel.
Und auch völlig legitim.
Doch wie sieht es aus, wenn dahinter ein roter Faden liegt?
Wenn mit solchen Ausflüchten jedes schwierige Gespräch vermieden, jede selbstfürsorgende Auszeit verschoben und jedes „Nein, das möchte ich nicht“ zu einem „Ich muss ja jetzt hier keine Szene machen“ wird?
Dann ist das erstmal nicht so schlimm… aber auf lange Sicht?
Stellen wir uns einmal eine Audio-Spur eines Pistolenschusses vor.
Macht Peng, ist sehr laut und hat zusätzlich zum Klang auch noch eine reale, zerstörerische Kraft.
Wenn wir diese Audiospur, die sonst nur 1 Sekunde dauert, verlangsamen und auf eine Zeit von 30 Sekunden ziehen, dann klingt das gar nicht so heftig.
Eher wie ein fernes Donnergrollen.
Es ist aber immer noch ein Schuss! Im Raum-Zeit-Kontinuum hat dieses auf 30 Sekunden langgezogene Donnergrollen immer noch dieselbe zerstörerische Wirkung, wie der kurze Pistolenschuss.
Stell dir vor, du könntest all den kleinen, kurzen, kaum spürbaren emotionalen Schmerz der letzten 5 Jahre, vielleicht nur spürbar als Unwohlsein oder ein wenig Frust, zusammenpressen… auf 5 Minuten.
Glaubst du, du könntest diesen Schmerz aushalten?
Jede Situation, in der du nicht bekommen hast, was du brauchst, weil du deine Bedürfnisse nicht geäußert hast.
Jede Situation, die du im Nachhinein bereut hast, weil du das, was in deiner Kontrolle gelegen hätte, einem anderen übergeben hast.
Jedes Mal, wenn dich andere, wahrscheinlich sogar deine Liebsten, respektlos behandelt haben und du dachtest, du dürftest jetzt „keine Szene machen“.
Alles kondensiert auf 5 Minuten. Heftig.
Dies ist keine Anklage. Kein Vorwurf.
Nur ein:
Wie lange willst du noch warten, bis du die ganzen Tipps aus den Selbsthilfebüchern und Videos umsetzt?
Schau nicht, wie es sich gleich anfühlt. Sondern wie es sich in Summe in 5 Jahren anfühlen würde, wenn du heute nicht damit anfängst.
